Mit Olaf Müller in einem Topf? Nein!

 

 

 

Über die Ohnmacht der Pazifisten

Olaf Müller beim Betrachten eines Splitters aus dem Auge eines Feindes.

 

Der Philosoph Olaf Müller wird nicht müde zu behaupten, er sei Pazifist. Allerdings nicht hundertprozentig, sondern nur so weit, wie Bellizisten seine Einstellung als berechtigt und vernünftig ansehen. Wie diese hält der Berliner Professor konsequenten Pazifismus für versponnen und weltfremd.

 

Man muss Pazifisten nicht mögen, man kann sie für Spinner halten. Aber man kann ihnen nicht Erfolglosigkeit vorwerfen. Ihre Schwäche überrascht nicht in einer Welt, die Krieg für ein probates Mittel zur Konfliktlösung hält.

 

Die Menschheit ist in Nationalstaaten organisiert. Komplexe Apparate, die für sich beanspruchen, Gewalt ausüben zu dürfen, um ihren Fortbestand gegen innere und äußere Gegner zu sichern. Deutschland leistet sich eine hochgerüstete Polizei und eine Armee, die seit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes von Landesverteidigung auf die weltweite Sicherung von Handelswegen umgerüstet wurde. Jetzt soll die Bundeswehr wieder der Landesverteidigung dienen.

 

Bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine herrschte keineswegs Frieden, wie uns weisgemacht wird. Die Ruhe in Europa täuschte. Die Bundeswehr verteidigte unseren Lebensstandard in Afghanistan und Afrika.

 

Olaf Müller nennt das Reclamheft in dem er seine Thesen zusammenfasst, Pazifismus. Eine Verteidigung. Zutreffend müsste es heißen Pazifismus. Eine Distanzierung.

 

Soweit ich weiß, existiert keine politische Partei, die sich Soziale Verteidigung auf die Fahne geschrieben hat. Das ist kein Wunder. Im Sonderheft Soziale Verteidigung der graswurzelrevolution von 1985, an dem ich mitarbeitete, heißt es, mit pazifistischen Mitteln könne nur verteidigt werden, was gewaltfrei aufgebaut wurde. Die Soziale Verteidigung ist kein Konzept für kapitalistische Staaten, die um die ökonomische und politische Vorherrschaft kämpfen.

 

Olaf Müller argumentiert als Bürger der Bundesrepublik, die er für friedlich hält. Sie müsse sich gegen das Böse behaupten, das von Wladimir Putin verkörpert wird. Ich habe keinen Grund, die russische Oligarchie schön zu reden. Ich bin froh, nicht in Putins Reich leben zu müssen. Mich erschreckt die Verachtung, mit der er seine Untertanen ins Feuer schickt, wie es Stalin und die Zaren taten. Mich wundert aber, dass Olaf Müller nicht sieht, was sich die Russen gefallen lassen. Unverhohlen verkünden deutsche Politiker, Russland müsse besiegt werden. Die NATO und die USA liefern Waffen, ohne dass sie Putins Rache fürchten müssen. Der Mann hält seine Handelsverträge mit dem Westen ein.

 

In keinem Krieg, auch nicht in der Ukraine, kämpfen die Guten gegen die Bösen. Für deutsche Politiker ist der Ukraine Krieg ein willkommener Anlass, eine alte Forderung zu stellen: sie wollen endlich die Atombombe. Die EU und die NATO beanspruchen die Ukraine, weil sie reich an Bodenschätzen ist. Auch Russland braucht die Bodenschätze und sieht die Ukraine als russisches Kernland an.

 

Pazifisten halten sich nicht für moralisch überlegen. Sie haben nicht das Bedürfnis, sich die Hände schmutzig zu machen. Denn sie wissen, Krieg sichert keinen Frieden. Jeder Krieg zerstört mehr als er retten kann. Pazifisten sehen die Opfer des Krieges und verdrängen sie nicht. Pazifisten hätten gern die Macht, Kriege zu verhindern. Aber dem Mythos vom bewaffneten Kampf haben sie wenig entgegenzusetzen.  

 

Olaf Müller betont, er habe nichts gegen Soldaten. Er hat selbst in der Bundeswehr gedient. Ich habe etwas gegen Soldaten. Denn ich weiß, solange Männer Uniform tragen, verhalten sie sich nicht wie Menschen, sondern wie Maschinen. Als Teil einer anonymen Masse töten sie auf Befehl. Olaf Müller schildert den Schrecken, der ihn durchzuckte, als er zum ersten Mal Uniform trug. Aber er begriff nicht, was ihm geschah. Deshalb redet er im Namen eines kriegstauglichen Pazifismus den Krieg schön.

 

 

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