In Westen nichts Neues

 Offener Brief an Prof. Dr. Olaf Müller, Pazifist an der Berliner Humboldt-Uni

Lieber Herr Müller,

 

Sie beginnen Ihren Artikel im aktuellen Spiegel mit einem Scheingefecht. Wo treten „absolute Pazifisten“ auf? Ich kenne keinen Menschen, der Krieg ablehnt, weil er eine weiße Weste behalten will. Ihr Großangriff auf ein Phantom richtet sich an die Nation. Sie versichern, denen, die aufrüsten, zu ihnen zu gehören. Vor Ihrem Pazifismus muss kein Bellizist Angst haben.

 

Die hiesige Friedensbewegung segelt unter der Flagge der Ukraine. Pazifisten täten das nicht. Sie wissen: Nationalismus ist eine wesentliche Kriegsursache. Wenn Sie „wir“ sagen, meinen Sie NATO-Generale, die von lokalen Atomkriegen träumen und Politiker, die Hunderte von Milliarden in Aufrüstungs-Projekten versenken.

 

Wenn ich „wir“ sage, solidarisiere ich mich mit Deserteuren und Pazifisten in Russland, der Ukraine und in aller Welt. Dass wir keine Macht haben, ist kein Grund zur Freude.

 

Ich bin zu krank, um Ihnen ausführlich zu antworten. Nur mit einem Ihrer Irrtümer möchte ich aufräumen. Deutschland lässt sich nicht sozial verteidigen. Ich sage es mal platt. Sozial verteidigen, unter Einsatz seines Lebens, wird man nur, was einem gehört. Deutschland gehört den Banken. Um dennoch Kämpfer fürs Vaterland rekrutieren zu können, gibt es die Wehrpflicht. Wer seinen Posten verlässt, wird erschossen.

 

Ihr weichgespülter Pazifismus verhindert keinen Krieg. Und Ihr Vorschlag für einen sozialen Zwangsdienst lässt sich pazifistisch nicht rechtfertigen.

 

Marschieren Sie weiter mit der Bundeswehr. Aber hoffen Sie nicht, man könnte Ihnen eines Tages einen Orden an die blutbespritzte Weste heften.

 

Ich mache da nicht mit. Nicht weil ich feige wäre oder ängstlich. Schon gar nicht wegen der reinen Weste. Es macht keinen Spaß zu sehen, wie eine Gesellschaft, im Glauben, zu den Guten zu gehören, in den Krieg rennt. Wir sind nicht genug, um den Wahnsinn aufzuhalten.

 

Friedliebend,

 

Stefan Moes 

 

Hier finden Sie zwei frühere Beiträge über Olaf Müller. In einem Topf mit Olaf Müller und Bedingt abwehrfähig.

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