Offener Brief an Winfried Kretschmann

 

Warum Pazifist zu sein, vernünftig ist

 

Um es gleich zu sagen. Ich bin Pazifist. Ich war es schon, als Wilfried Kretschmann noch Maoist war. Der baden-württembergische Landesvater versichert, nie Pazifist gewesen zu sein. Damit gewinnt er das Vertrauen nicht nur seiner fleißigen Landeskinder, von denen viele in den prosperierenden Waffenschmieden des Landes schaffe. Fleißig Granaten drehend, denken sie sich neue Gemeinheiten aus, um aus Menschen zerfetzte Leichenteile zu machen.

In den staatlichen Arsenalen lagert genug TNT, um den Planeten aus der Umlaufbahn zu schleudern. Jetzt glauben zu machen, es bedürfe noch mehr Waffen, damit sich die Kretschmänner und Putins dieser Welt auf Augenhöhe abschrecken können: Ist das dumm oder durchtrieben? Der gütige Landesvater hat das Wohl der Häuslebauer im Sinn. Er träumt von einer noch mächtigeren Rüstungsindustrie. Wohl wissend, je abhängiger der Wohlstand vom Waffenbau ist, desto wichtiger wird es, auf Krieg zu setzen. Im Ländle ist man gerissen genug, um zu wissen, dass die Idylle trügt.

Sie wollen uns weismachen, die anderen verkörperten das Böse. Wir dagegen seien die Guten. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass es in der Regel nicht so einfach ist. Wer den Splitter im Auge des anderen sehe, sei blind gegenüber dem Balken im eigenen, bemerkte Jesus Christus. Die Aggressoren sind immer die anderen. Die Faschisten auch.

Solange wir leben, werden wir miteinander sprechen müssen. Das gilt auch für Regierungen. Wir müssen Vertrauen schaffen, ohne naiv zu sein. Alle Kriege werden auf Verhandlungen hin geführt. Wer Krieg führt, ohne das Ziel, sich einigen zu müssen, will den Feind vernichten. Wollen wir das? 

Als ich vor 50 Jahren den Kriegsdienst verweigerte, wollte ich sicherstellen, nie auf Befehl töten zu müssen. Ich wollte kein Handlanger sein. Kein Killer.

Gern wäre ich ein besserer Mensch geworden. Gern hätte ich die Welt verbessert. Dazu reichte es nicht. Ich blieb, was ich war und zu bleiben gedenke, Pazifist. 

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