Wie die „Neue Generation“ die Demokratie demokratischer machen will
Raider heißt schon lange Twix. Dem Inhalt hat das nicht geschadet, soweit ich das beurteilen kann. Was ändert sich inhaltlich, wenn die „Letzte Generation“ sich in „Neue Generation“ umtauft?
Gut finde ich, dass die jungen Leute begriffen haben, dass eine Radikalisierung der Aktionsform nichts bringt. Die Anklebe-Aktionen mussten immer waghalsiger und die Attentate auf Kunstwerke immer spektakulärer werden. Immerhin machten sie die „Marke“ bekannt, erklärt der Aktivist Raphael Thelen in der taz. Man habe „bewiesen, dass die Politik unsere Lebensgrundlagen nicht schützt. Wenn die Regierung zwischen Profit und Klimaschutz wählen muss, entscheidet sie sich immer für den Profit.“ Die „Letzte Generation“ scheiterte demnach „an einem System, in dem Geld Macht bedeutet und sich in den Händen weniger konzentriert.“ Donald Trump und Elon Musk seien Beispiele für eine „unheilige Allianz zwischen Rechten und Reichen.“ In Deutschland habe sich gezeigt, dass „selbst eine fortschrittliche Regierung mit den Grünen keinen ausreichenden Klimaschutz macht.“
Das alles überrascht nicht. Im Kapitalismus laufen alle Bestrebungen auf ein Ziel hinaus: aus Geld mehr Geld zu machen. Gleich ob Krankenhäuser „Gesundheit“, Waffenschmieden Raketen oder Windräder Energie produzieren; alle sind zum Wachsen und damit zum Ressourcenverbrauch verdammt. Ökonomie und Ökologie gehen – anders als die Grünen behaupten – nicht zusammen. Der Fehler liegt im System. Raphael Thelen weiß das. Aber die „Neue Generation" zieht daraus ebenso wenig Konsequenzen wie die „Letzte". Wie wäre es mit einem Boykott der sogenannten „sozialen Medien" oder einer Diskussion über die Vorzüge des Konsumverzichts?
Sie fordert stattdessen „eine neue Generation der Demokratie. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in der Politik wieder gehört werden.“ „Bürgerräte“ sollen die etablierten Parlamente unter Druck setzen. Falls das nicht reicht, behält sich die „Neue Generation“ weiterhin „direkte Aktionen“ vor. Die Museumsdirektoren zittern also weiter.
Twix musste Raider bleiben. Eine nur äußerlich erneuerte „Neue Generation“ ist das Letzte, was die Welt braucht.
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