Ganz eigene Gedanken über das, was gesagt werden sollte


Ein paar Tage nach dem von Terroristen der Hamas in Israel angerichteten Massaker vom 7. Oktober 2023 traf ich einen Bekannten. Erst vor kurzem schloss er seine psychologische Praxis. Also ein vermögender Rentner, ein bisschen grün ein bisschen links. Seine Freundin hatte mir erzählt, wie schrecklich der Urlaub auf Bali war, das sie noch mal sehen wollten, so lange es besteht. Er hatte noch etwas Farbe im Gesicht.


Ach, was sind das für Zeiten, setzte ich an, um seine Frage nach dem Befinden zu beantworten. Da fiel er mir ins Wort: ja, man weiß nicht mehr, wem man glauben kann, was man noch sagen darf und was richtig ist. Er ließ sich nicht aufhalten und war schon fast vorbei, als er mir versicherte: steht dir wirklich gut, der Bart.


Verwundert versuchte ich, sein Problem zu verstehen. Ich hatte erwartet, er würde mir sein Entsetzen über das Verbrechen der Hamas mitteilen. An seiner Echtheit besteht kein Zweifel, die Mörder filmten sich beim Morden. So wie der Bekannte wirkte, hatte er die Brutalitäten in den ungezählten Brennpunkten und Talk Shows x-mal gesehen. Da wird alles Mögliche gesagt und gezeigt, immer wieder. Bis man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht. Seit es das Format Talk Show gibt (seit einer halben Ewigkeit), sah ich noch keine dieser Redeschlachten länger als zwei Minuten. Ich vermisse nichts. Ebenso wenig schaute ich mir Fotos des Gemetzels an jüdischen Frauen, Männern und Kindern an. Ich wollte mich schützen. Ich brauche diese Filme und Fotos nicht, um zu wissen, was ein Verbrechen ist. Aber ich las über das Massaker und werde die Bilder, die in meiner Phantasie entstanden, nicht mehr los.


Auch ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Unmittelbar fiel mir ein: Das, was die Männer der Hamas getan haben, ist das Böse.


Es gibt nichts, was diese Taten rechtfertigen könnte. Das darf man sagen. Man sollte es tun.

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