Sex and crime im ZDF

 

Über Zumutungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens

 

Normale Menschen läuft in der Mediathek des ZDF. Jugendliche unter 16 dürfen die Serie nicht sehen. Mich fasziniert die Geschichte zweier junger Menschen und die Art, wie ihre komplizierte Liebe erzählt wird. Was ist für 16-Jährige unzumutbar? Ach ja, die beiden Hauptdarsteller schlafen miteinander. Das heißt, sie tun so, es ist ja ein Film. Der Sex wird behutsam in Szene gesetzt, nicht voyeuristisch, aber immer gefühlvoll. Die Szenen machen die Intensität der Beziehung verständlich. Die BBC hat fähiges Personal.


Am Sonntag sah ich den Tatort aus Stuttgart. Eine krude Story, es floss reichlich Kunstblut. Eine Geiselnahme, Verfolgungsjagden, eine auf die Stirn eines Knienden aufgesetzte Pistole und jede Menge Schlägereien: alles nicht so schlimm, weil es ja doch nur gespielt ist? Die dargestellte Gewalt erklärt nichts, was die dünne Story bedeutender gemacht hätte.


Kürzlich lief auf arte ein beklemmender Film über zwei Lehrerinnen, denen ein lesbisches Liebesverhältnis unterstellt wurde: Infam. Eine der beiden erhängte sich. Der Film deutete es an: mit einem umgestürzten Stuhl und dem Schatten eines in der Luft hängenden Fußes.


Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zeigt bereits im Vorabendprogramm erhängte Menschen. Der Blick unter das Leichentuch gehört zur Routine der immer gleichen Krimis, in denen aus nichtigen Anlässen Menschen ermordet werden. Wenn die Kamera den entsetzten Blick eines Kommissars auf einen entstellten Toten zeigt, wäre der Gegenschuss unnötig. Heutzutage verzichtet kein Regisseur darauf.


Ab 22 Uhr läuft die Serie Normale Menschen unverschlüsselt. Anscheinend denken die Programmverantwortlichen, 16-Jährige seien dann längst im Bett. Das ist Unsinn. Die Forderung kann also nur sein: Macht bessere Filme!

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