Ein Anwohner zum Ideenwettbewerb für park fiction
Ein Park ist ein Park ist ein Park.
Ein Park braucht keine Ordnung, solange sich alle an sie halten.
Parks sind Ruhezonen. Weltweit. In Parks klingt das Leben gedämpft. Akzeptierte Geräusche sind das Klacken von Boule Kugeln, die Rufe von Kindern und Erwachsenen bei Ballspielen, das Pritschen von Basketbällen, handgemachte Musik, das Pladdern von Springbrunnen, das Knirschen von Kies.
Ein Friedhof kann ein Park sein, ein Park ist kein Friedhof.
In Parks gedeiht das Leben. Aber es tobt nicht. Manchmal ist das Betreten des Rasens verboten. Oder Hunde müssen draußen bleiben. Wer einen Park aufsucht, kann wissen, dass es dort anders zugeht als in der Disko oder in der Fankurve des Millerntor-Stadions.
Die Atmosphäre entsteht durch die Toleranz seiner Nutzerinnen.
In Parks gilt das Recht des Schwächeren. Alles kann erlaubt sein, solange dadurch Kinder, Behinderte, Alte und Kranke nicht verscheucht werden. Hart geschossene Bälle könnten Kinder verletzen. Also findet Fußballtraining auf Bolzplätzen statt. Drogen und Alkohol können konsumiert werden, solange andere nicht gefährdet oder belästigt werden. Die Grenzen verlaufen da, wo die Nutzerinnen des Parks sie ziehen.
Toleranz ist machbar, für Nachbarin und Nachbar
Zum Park haben alle Zutritt, die die Regeln akzeptieren. Die Trennlinie verläuft nicht zwischen Nachbarn und Touristen, sondern zwischen Toleranten und Intoleranten. Einen besonderen Status haben die Anwohner. Sie müssen mit dem Park leben und eine gewisse Unruhe akzeptieren. Aber sie haben ein Recht auf Schlaf – auch tagsüber. Schlafentzug ist Folter.
Allen wohl und niemand wehe, gilt im Karneval. Sonst nirgends.
Lärm zu machen, gilt vielen als selbstverständliches Recht. Ungefragt beschallen sie ihre Umgebung mit Musik und lautstarken Streitereien. So sorgen wenige für viel Ärger. Ihnen muss erklärt werden, dass sie im Park nichts zu suchen haben, solange sie sich intolerant verhalten. Toleranz durchzusetzen, erfordert Nachbarschaftssinn und Zivilcourage.
Legal – illegal – scheißegal
Was aber gilt, wenn die Krachmacher Opfer von Rassismus sind? Was, wenn sie außerdem ihren Lebensunterhalt mit illegalen Tätigkeiten bestreiten?
Nicht mehr. Und nicht weniger.
Hamburg St. Pauli, 7. Juli 2022 Stefan Moes moes@hamburg.de
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